Der TÜV-Verband hat zusammen mit seinen Mitgliedern die erste gemeinsame Kampagne für die Marke TÜV gestartet. >>>
Multimodal, smart und digital vernetzt – das ist die Mobilität der Zukunft. Wie wir den ständig wachsenden Anforderungen an Mobilität auch künftig gerecht werden, wollen wir auf der zweiten TÜV Mobility Conference am 4. und 5. März 2020 gemeinsam mit unseren Gästen diskutieren. Weitere Informationen >>>
Aktuelle Zahlen zum Stand der IT-Sicherheit in deutschen Unternehmen gibt es hier >>>
„Die Hauptuntersuchung muss mit neuen Prüfkriterien für digital gesteuerte Assistenzsysteme und neuen Messungen für die Abgasuntersuchung fit für die Zukunft gemacht werden“, fordert Dr. Joachim Bühler auf der Pressekonferenz zum neuen TÜV-Report. Zur Pressemitteilung >>>
Am 1. und 2. März veranstaltete der Verband der TÜV e.V. den 4. Sachverständigentag. In Berlin trafen sich rund 500 Verkehrssicherheits-Experten von TÜV NORD, TÜV SÜD, TÜV Thüringen, TÜV Rheinland und DEKRA, um in einem breit angelegten Erfahrungsaustausch über die Herausforderungen der mobilen Gesellschaft zu beraten. Das Motto des Sachverständigentages lautete „Mensch, Fahrzeug, Umwelt: Wege zu einer sicheren und nachhaltigen Mobilität.“ An den Diskussionen nehmen auch namhafte Vertreter aus Wissenschaft, Industrie und Politik teil.
In einer kurzen Fassung präsentieren wir hier die Ergebnisse der abschließenden Diskussionsrunde. Eine ausführliche Übersicht finden Sie im Anhang. Die Präsentationen der einzelnen Vorträge sind ebenfalls online: http://www.sachverstaendigentag21.de/publikationen/index.html
Die Leiter der drei Sektionen waren:
Sektion I "Mensch": Renate Bartelt-Lehrfeld, Regierungsdirektorin im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Sektion II "Fahrzeug": Prof. Dr. Klaus Langwieder, Geschäftsführer der International Safety Consulting
Sektion III "Umwelt": Bernd Lehming von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Berlin
Der Mensch, so Bartelt-Lehrfeld, stehe im Mittelpunkt des Verkehrsgeschehens. Die Organisatoren des Sachverständigentages haben ihm daher einen breiten Raum im Programmablauf eingeräumt. Handlungsbedarf in der EU bestehe unter anderem in der Harmonisierung von Verfahren, die zu einem verantwortungsvollen Fahrverhalten führen. Eine wichtige Empfehlung in Richtung Politik ist daher die Einführung eines MPU-Systems in ganz Europa.
Ein weiteres wichtiges europäisches Thema war die Umsetzung der 3. EU-Führerscheinrichtlinie bis zum 19.01.2013. Erfreulich sei, so Bartelt-Lehrfeld, dass bei den Anforderungen an die Prüfer am hohen deutschen Niveau festgehalten werden kann. Das duale System, also die strikte Trennung zwischen Fahrausbildung und Fahrprüfung, bleibt bestehen.
Ein weiterer Schwerpunkt in der Sektion I war die Rolle von Drogenkonsum im Straßenverkehr. Erschreckend seien die neuesten Erkenntnisse über das Fahren unter Drogeneinfluss, berichtet Bartelt-Lehrfeld. Während die Zahl der Verkehrsunfälle von 1997 bis 2006 um 12 Prozent abgenommen hat, sind im gleichen Zeitraum die Zahlen der drogenbedingten Unfälle um 125 Prozent angestiegen.
Prof. Dr. Klaus Langwieder moderierte die zweite Sektion, die unter dem Motto: „Fahrzeug – Sicherheit über das gesamte Autoleben“ stand. Er prognostizierte in der Abschlussdiskussion einen „Quantensprung“ bis zum Jahr 2020 in der Entwicklung der Fahrzeugelektronik. In Bezug auf die Sicherheitsphilosophie werde ein integriertes Sicherheitssystem an Bedeutung gewinnen, das die bislang getrennten aktiven und passiven Sicherheitssysteme umfassen wird. Prof. Langwieder betonte, dass die Einbeziehung der elektronischen Systeme in die periodische Fahrzeugüberwachung auch europaweit ein „Muss“ sie.
Als weiteren Ansatz bei der Fahrzeugsicherheit, der künftig eine wichtige Rolle spielen müsse, nannte Prof. Langwieder die „continuous compliance“. Dahinter verbirgt sich die Herausforderung, wie ein Fahrzeug über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg auf dem Sicherheitsniveau seines „Geburtszustandes“ gehalten werden kann. Eindeutig positiv auf die Sicherheit von Fahrzeugen wirke sich eine Verkürzung von Prüffristen aus. Studien in Österreich hätten ergeben, dass eine Verlängerung von Prüffristen eindeutig zu einer Verschlechterung des technischen Zustandes führt. Prof. Langwieder appellierte daher, zumindest bei älteren Fahrzeugen das Prüfintervall auf ein Jahr zu verkürzen. Allerdings müsse dies auf europäischer Ebene festgelegt werden.
Bernd Lehming von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Berlin leitete die dritte Sektion. Angesichts der technischen Innovationen im Fahrzeugbau sei es durchaus realistisch, dass künftig Automobilität und Umweltschutz kein Widerspruch seien. Von Seiten der Politik sah Lehming aber noch Handlungsbedarf. Zum Beispiel bei der Diesel-AU: Neue Prüfwerte und neue Messverfahren müssen die Lücke schließen, die zwischen den europäisch definierten Grenzwerten und den realen Prüfmöglichkeiten im Rahmen der periodischen Fahrzeugüberwachung entstanden ist.
Laut Lehming sei die Wirkung der im Land Berlin eingerichteten Umweltzonen nachweisbar, die Belastung durch Feinstaub sei im messbaren Bereich zurückgegangen. Als besondere Herausforderung hob Lehming die Tatsache hervor, dass die Fahrleistung der Gesamtflotte insbesondere durch einen wachsenden Fahrzeugbestand ansteigen und dadurch die erreichte CO2-Minderung wieder kompensiert werde. Deswegen sei es unerlässlich, alle zusätzlichen Potenziale zur CO2-Reduktion auszuschöpfen.
Der Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrates, Dr. Walter Eichendorf, nahm als Gast an der Abschlussrunde teil. Er hob hervor, dass Mobilität nur dann akzeptiert werde, wenn sie sicher und nachhaltig ist. Deshalb könne er das Motto des Sachverständigentages voll unterstützen. Nach dem Grundgesetz hat jeder Bürger das Recht auf körperliche Unversehrtheit, betonte Dr. Eichendorf. Aus Sicht des DVR gibt es in Bezug auf den Menschen im Straßenverkehr drei wesentliche Risikofaktoren: Junge Fahrer, Landstraße und motorisierte Zweiräder.
Eine europaweite MPU wird vom DVR unterstützt. Darüber hinaus forderte Dr. Eichendorf eine Vereinheitlichung der Verkehrsregeln und Verkehrszeichen in Europa. Zumindest müssten in ganz Europa einheitliche Mindeststandards gelten.