Die Folge: Bei fast einer Million Fahrzeuge in Deutschland liegen die Emissionen – trotz gültiger Prüfplakette – erheblich über den zulässigen Grenzwerten, kritisierten die Experten im Rahmen des gemeinsamen Sachverständigentages 2015, der am 16. und 17.3.2015 in Berlin stattfindet. „Das Potential für mehr Klimaschutz könnte mit einer wirksameren Abgasuntersuchung wesentlich besser ausgeschöpft werden“, erläuterte Prof. Dr.-Ing. Jürgen Brauckmann, Vorsitzender der VdTÜV-Kommission Verkehrswesen.
Eine effektive Abgasuntersuchung setzt eine optimale Fehlererkennung voraus – am besten in einer Kombination beider Prüfverfahren. Ganz aktuell kommt eine Studie der VdTÜV Projektgemeinschaft „Emission Check 2020“, bei der 1.750 Fahrzeuge im Rahmen der AU untersucht wurden, zu dem Ergebnis, dass bei ausschließlicher Prüfung auf Basis der elektronischen „On-Bord-Diagnose“ (OBD) bei lediglich 1,9 Prozent der Fahrzeuge Fehler festgestellt wurden. Bei kombinierter Kontrolle von Auspuffmessung plus OBD stieg die Mängel-Quote deutlich - auf 7,1 Prozent aller Fahrzeuge. „Das zeigt, dass sich beide Verfahren optimal ergänzen“, so Brauckmann, „Eine effizientere Abgasuntersuchung wäre sicher eine bessere Maßnahme für den Klima- und Umweltschutz, als pauschale Fahrverbote“.
Auf dem 6. Sachverständigentag seit 2004 diskutieren in diesem Jahr wieder rund 500 führende Experten von DEKRA und TÜV sowie aus Wissenschaft, Industrie und Politik über die Konsequenzen der zunehmend mobilen Gesellschaft. In den drei Sektionen „Mensch, Fahrzeug und Umwelt“ geht es um mehr Verkehrssicherheit sowie besseren Verbraucher- und Umweltschutz, unter anderem durch neue Fahrzeugtechnologien, wie beispielsweise Elektromobilität und Fahrassistenz-Systeme. Im Mittelpunkt der diesjährigen Tagung stehen die Chancen und Risiken der rasant beschleunigten Digitalisierung und Vernetzung.
„Das Internet führt auch im Bereich Mobilität zu dramatischen Umwälzungen“, betont Dr.-Ing. Gerd Neumann, Geschäftsführer der DEKRA Automobil GmbH. Zunehmend automatisierte Kfz-Technologien stellten immer höhere Anforderungen an die Sicherheit und den Schutz der Menschen, die sie nutzen. Gerade das sei die Kernkompetenz der Sachverständigen von DEKRA und TÜV. Neumann: „Je rascher sich die neuen Technologien ausbreiten, desto größer wird die Bedeutung unabhängiger und neutraler Prüfung und Beurteilung durch unsere hochqualifizierten Experten - nicht zuletzt, um auch in Zukunft eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung und das nötige Vertrauen in neue Technologien sicher zu stellen.“
Nach Ansicht der TÜV- und DEKRA-Sachverständigen sieht sich die Mobilitätsbranche hierzulande mit drei hochdynamischen Entwicklungen konfrontiert: Erstens verändert das Internet radikal die globalen Produktionsprozesse und Wertschöpfungsketten in der gesamten Automobil- und Zulieferindustrie – eine der wichtigsten Branchen in Deutschland. Zweitens erobern intelligente Fahrzeugsysteme zunehmend Aufgaben, die bislang dem Menschen vorbehalten waren, darunter Einparken und Abstand halten - absehbarer Zeit sogar das komplett automatisierte Fahren. Und drittens schließlich: Zur Erreichung der CO2-Ziele wird die Politik die Entwicklung der Elektro-Mobilität weiter vorantreiben, wobei die konventionellen Antriebskonzepte voraussichtlich noch über einen langen Zeitraum hinweg parallel existieren werden.
Ein zentrales Anliegen der Sachverständigen ist die „Vision Zero“. Um dem Ziel weiter näher zu kommen, die Zahl der Toten im Straßenverkehr vollständig auf Null zu reduzieren, richtet der Sachverständigentag klare Botschaften an den Gesetzgeber in Berlin und Brüssel:
Das vollständige Programm des 6. Sachverständigentages am 16. und 17. März in Berlin findet sich im Internet unter: http://www.vdtuev.de/sachverstaendigentag/programm-svt