Berlin, 09.07.2009. Europa braucht einheitlich hohe Standards bei der Unfallprävention. So lautet die zentrale Forderung führender Verkehrspsychologen und Verkehrsmediziner angesichts der nach wie vor zu hohen Zahl an Verkehrstoten in der EU. Im Jahr 2008 starben in Europa 39.000 Menschen an den Folgen eines Verkehrsunfalles. Auch die Zahl der Verletzten ist unvermindert hoch. Weiterhin große Bedeutung hat die Bekämpfung des Missbrauchs von Drogen und Alkohol im Straßenverkehr.
„Mangelnde Disziplin unter den Verkehrsteilnehmern ist eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr“, erläutert Dr. Klaus Brüggemann, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VdTÜV, „die EU-Kommission sollte daher dringend eine Arbeitsgruppe zum Fahrerverhalten einrichten.“ Darüber hinaus fordert der VdTÜV ein europaweit einheitliches Punktesystems und harmonisierte Standards bei Maßnahmen zur Unfallprävention. „Besonders in der Frage der Begutachtung und Reintegration auffällig gewordener Fahrer gibt es in vielen europäischen Ländern noch einen großen Nachholbedarf“, so Dr. Brüggemann.
Der Anteil der Verkehrstoten im Straßenverkehr sinkt in Europa nicht in der gewünschten Geschwindigkeit. Dies geht aus dem am 22. Juni 2009 in Brüssel veröffentlichten PIN-Report (Road Safety Performance Index) hervor. Aus den aktuellen Zahlen errechnet sich eine durchschnittliche Reduzierung von nur 4,4 Prozent der tödlichen Unfälle im Straßenverkehr pro Jahr. Die EU hatte eine fast doppelte Reduzierung von 7,4 Prozent angestrebt. Festgeschrieben hatte sie das in der European Road Safety Charter, zu deren Erstunterzeichnern auch der Verband der TÜV e.V. (VdTÜV) gehört.
Auch das Statistische Bundesamt stellt fest, dass in Deutschland die Zahl der Verkehrstoten zwar gesunken ist, das Ziel einer Halbierung aber auch hier bislang nicht erreicht werden konnte. 2001 lag die Zahl bei 6.977, für das Jahr 2008 errechnete das Statistische Bundesamt eine Zahl von 4.477 Getöteten im Straßen-verkehr. Weit geringer fiel der Rückgang der mit 409.047 unvermindert hohen Zahl der Verletzten aus (2007: 431.419; 2001: 494.775).
„In Deutschland findet eine wirkungsvolle Verkehrserziehung praktisch nur in Fahrschulen statt“, so Dr. Brüggemann. „Nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer werden dadurch kaum erreicht.“ Der VdTÜV fordert daher eine breit angelegte Aufklärungskampagne, an der sich auch die Medien beteiligen sollten. „Der ‚Siebte Sinn’ wäre dafür ein hervorragendes Vorbild, das nachweisbar die Disziplin im Straßenverkehr verbessert hat.“