Seit 2006 ist der Fit to Drive-Kongress eine der wichtigsten Plattformen, die sich international und interdisziplinär mit dem Menschen im Straßenverkehr beschäftigen.
„Notorisches Fehlverhalten im Straßenverkehr muss bekämpft werden. Drängeln auf der Autobahn, Rasen oder Rotlichtverstöße an Verkehrsampeln sind leider im Bewusstsein vieler Menschen wie Kavaliersdelikte“, erläutert Dr. Klaus Brüggemann, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VdTÜV. Besonders gilt dies für nicht angepasste oder zu hohe Geschwindigkeit: „Bei etwa 30 Prozent aller tödlichen Unfälle war überhöhte Geschwindigkeit an der Ursache beteiligt. Je höher die Geschwindigkeit, umso höher das Unfallrisiko und umso gravierender die Folgen“, so Dr. Brüggemann. Der European Transport Safety Council (ETSC) geht davon aus, dass bei einer Reduzierung der durchschnittlichen Geschwindigkeit um nur 1 km/h in Europa jedes Jahr etwa 1300 Verkehrstote weniger zu beklagen wären.
Bei rund 25 Prozent aller Unfälle mit Todesfolge in Europa war Alkohol mit im Spiel. Ein Blutalkoholwert von 0,5 Promille führt bereits zu einem doppelten Unfallrisiko, bei 1,1 Promille verzehnfacht sich das Risiko, bei 1,6 Promille besteht ein 25-faches Unfallrisiko. „Es muss sich bei allen Verkehrsteilnehmern ein Verhalten durchsetzen, das zwischen Alkohol und Autofahren klar trennt“, erklärt Dr. Brüggemann, „da sind natürlich Aufklärung, Erziehung durch die Eltern und Schule und eine gute Fahrausbildung gefragt.“
Deutschland setzt zudem mit der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung auf einen Schutz der Allgemeinheit vor alkoholisierten Fahrern verbunden mit einer Unterstützung zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung. Eine repräsentative Meinungsumfrage des Umfragezentrums Bonn im Auftrag des VdTÜV ergab, dass die Mehrheit der Bevölkerung das System der MPU wirksam findet. 79 Prozent der Befragten halten die MPU für sinnvoll, 73 Prozent vertreten die Meinung, dass die MPU der Verkehrssicherheit dient. Insgesamt befürworteten 62 Prozent der Befragten, dass jemandem, der alkoholisiert Auto fährt, in jedem Fall die Fahrerlaubnis entzogen werden sollte. Die MPU, die seit 60 Jahren in Deutschland besteht, schützt Verkehrsteilnehmer vor Risikofahrern und kann gleichzeitig bei problematischen Fahrern eine Verhaltensänderung bewirken. Einige europäische Länder diskutieren über die Einführung einer MPU nach deutschem Vorbild oder haben ein ähnliches System bereits eingeführt.
Auf dem internationalen Fit to Drive-Kongress wird neben den infrastrukturellen Voraussetzungen (wie Straßenplanung für sicheres Fahren) auch über die individuellen Fahr- und Verhaltensvoraussetzungen (wie Alter, Alkoholkonsum) sowie über die Interaktion zwischen Straßenverkehrsteilnehmern (wie Fußgänger und Fahrer) diskutiert und nach Lösungsansätzen zur Umsetzung der Vision Zero gesucht.