Seit dem 1. Januar 2010 ist die theoretische Fahrerlaubnisprüfung am PC bundesweit eingeführt. Dr. Klaus Brüggemann, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbandes der TÜV e.V. (VdTÜV) erklärt: „Das ist ein weiterer Beitrag zur Senkung des leider sehr hohen Unfallrisikos insbesondere in der Gruppe der jungen Fahranfänger. In fast allen europäischen Staaten ist die Prüfung am PC mittlerweile eingeführt.“ Die Bundesländer stellten schrittweise auf die PC-Prüfung um: Begonnen hatte Brandenburg im Januar 2008, als letzte waren Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an der Reihe.
Die Optimierung der theoretischen Fahrerlaubnisprüfung ist das Ziel einer interdisziplinären Expertengruppe, die das Modell für die Theorieprüfung am PC erarbeitete. Diese Weiterentwicklung erfolgt in zwei Stufen. Dr. Klaus Brüggemann erläutert: „Erster Schritt war die Übertragung der bestehenden Prüfungsinhalte, also der Fragen von den Papierbögen, auf den PC. Hinzu kommt die Erfassung und Auswertung der Antworten bei den Prüforganisationen. Auf dieser Grundlage wird nun der nächste Schritt möglich: die inhaltliche Optimierung der theoretischen Fahrerlaubnisprüfung. Wir arbeiten zurzeit an der Entwicklung optimierter Aufgabeninhalte und -formate.“ Die neuen Fragen und Formate werden in den entsprechenden VdTÜV-Arbeitskreisen in Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden entwickelt.
Die jetzt bundesweit eingeführte PC-Prüfung hat große Vorteile gegenüber den bisherigen Prüfungsbögen auf Papier:
Es gibt zurzeit über 1.500 Prüfungsfragen für alle Fahrerlaubnisklassen. Diese werden in Arbeitskreisen, die sich aus Prüforganisationen, der Fahrlehrerschaft sowie Bundes- und Ländervertretern zusammensetzen, erstellt und aktualisiert. Eine Anpassung der Fragen, zum Beispiel bei Änderungen im Straßen-verkehrsrecht, ist durch die Theorieprüfung am PC kurzfristig, einheitlich und unkompliziert möglich.
Durch die variable Reihenfolge der Fragen in jeder Prüfung wird das reine Auswendiglernen der Antworten erheblich erschwert. Da es keine feststehenden Prüfungsbögen mehr gibt, bedingt dies für den Prüfling zwangsläufig eine intensivere Befassung mit Verkehrsregeln und Verkehrsverhalten. Damit steigt auch das Verstehen und Akzeptieren der Regeln.
Bei der PC-Prüfung ist ein erheblich verbesserter Schutz gegen Manipulationen gegeben. Die Verwendung illegaler Hilfsmittel ist nachhaltig erschwert. So können z.B. Manipulationen durch Verwendung illegaler Lösungsschablonen nun ausgeschlossen werden.
Die Prüf-PC sind sehr bedienerfreundlich. Der Prüfkandidat muss keine Computerkenntnisse haben. Die Prüfer geben im Bedarfsfall eine kurze Einführung in die Bedienung des Prüfprogrammes. Zudem sieht der Kandidat auf dem Bildschirm stets nur eine Frage und kann sich auf diese konzentrieren. Aufgaben, die er nicht auf Anhieb bearbeiten will, kann er zunächst überspringen. Vor der Abgabe erinnert der PC an ggf. noch nicht beantwortete Fragen.
Gemäß Fahrerlaubnis-Verordnung sind Prüfungen in Fremdsprachen möglich. Die in Deutschland vorhandenen Papierbogen in elf Fremdsprachen sind in die PC-Prüfung eingearbeitet. Für lese- und rechtschreibschwache Prüflinge ist eine Prüfung mit Audiounterstützung möglich.
Jeder Bewerber erhält ein ausgedrucktes Fehlerprotokoll, sodass er im Falle eines „nicht bestanden“ für die Wiederholungsprüfung gezielt mit seinem Fahrlehrer lernen kann. Dieser hat durch das Protokoll auch eine Rückmeldung über die Ausbildungsgüte seines Unterrichts.
Die Entwicklung der theoretischen Fahrerlaubnisprüfung bleibt nicht stehen. Dr. Klaus Brüggemann erläutert dazu: „Nun folgt ein weiterer Schritt. Die Prüfung wird weiterentwickelt. Durch die neuen Formate können dann auch die weitergehenden Gestaltungsmöglichkeiten der neuen Medien voll ausgeschöpft werden.“